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Rezension Cast-CD
„Die Nacht der Musicals“

cd nacht der musicals 01Erscheinungsjahr: 2017
Spieldauer: 74 Minuten

Seit 20 Jahren tourt „Die Nacht der Musicals“ in unterschiedlichsten Besetzungen durch Großstädte und – zur Freude vieler Musicalfans – auch durch ansonsten in puncto Musicals eher brachliegende Gefilde. Zur Tour 2017/2018 haben nun Teile der Livecast gemeinsam mit Musikern und Backgroundsängern der Radwerk 14-Studios ein gleichnamiges Album aufgenommen, von dem man eines sicher sagen kann: Es rockt gewaltig.

Die treibenden Rhythmen von Drums, Bass und Gitarren hat Produzent und Studioboss Peter Moritz in rockigen und teils für Musicals recht ungewöhnlichen Arrangements gebündelt. Auch die wenigen Balladen bekommen hier mehr Drive als üblich, was vor allem bei „The Rose“ etwas over the top ist, aber generell der Scheibe eine starke Eigendynamik verleiht. Fast unwillkürlich klopft man an den Takt mit, der Opener „The Show Must Go On“ ist zudem perfekt gewählt.

Instrumente und Gesang sind gut aufeinander abgestimmt und vor allem die Ensemblenummern sehr gelungen abgemischt. Die Stimmen der fast unübersichtlich vielen Sängerinnen und Sängern verschmelzen zu einem harmonischen Klangbild, aus dem kurze Soloparts von immer wieder anderen Beteiligten aufblitzen. Bei der Verteilung der Leadstimmen geht es bei den Damen noch einigermaßen ausgewogen zu, während bei den Herren klar Christian Schöne als Hauptsolist im Vordergrund steht.

Mit guter Dynamik bei den schnellen und viel Gefühl bei den langsamen Songs singt sich Christian Schöne mit wohlklingendem Tenor quer durch die CD. Es ist fast ein bisschen schade, dass er kein großes Musicalsolo präsentieren darf, denn der eigens für ihn geschriebene Titel „Nimm mein Herz“, irgendwo zwischen Pop und Schlager angesiedelt, stellt für den versierten Sänger stimmlich keine große Herausforderung dar. Fans dieser Stilrichtung finden an dem Lied sicher Gefallen.

Zusammen mit Janina Maria Wilhalm freut Schöne sich über „Wahres Glück“ – und die Hörer auch, denn dieses Duett ist der emotionale und gesangliche Höhepunkt bei „Die Nacht der Musicals“. Beider Stimmen harmonieren aufs Allerbeste. Die leichten, fast gehauchten Anfangstöne steigern sich im schnelleren Mittelteil, um sich dann wieder zu einem sanften Ende zu finden. Wilhalm und Schöne erzeugen die Dynamik völlig ohne Druck, beide bleiben in der Stimmführung stets locker und unverkrampft.

Janina Maria Wilhalm sorgt gemeinsam mit Marina Pechmann, Kathy Savannah Krause und Adrienn Szegö mit dem vierstimmigen und dreisprachigen „Frozen“ für einen weiteren Glanzpunkt. Die verschiedenen Stimmfarben und die Instrumentierung mit präsenten Klavier- und Streicheruntermalung erschaffen ein wunderschönes Klangerlebnis.

Auch Kathy Savannah Krause mit „I’m Not That Girl“ und Martin Markert mit „Der letzte Tanz“ liefern gesanglich gute Leistungen ab. Im Duett „In meiner Welt“ singt Markert mit Janina Maria Wilhalm eine berührende Version dieser Ballade aus Disneys Musical „Aladdin“. Aufhorchen lässt Martin Werth mit fetziger Rockstimme bei „Superstar“. Die zweite Strophe ist hier in einer Rap-Version zu hören – sehr ungewohnt, aber nicht uninteressant und von Werth einwandfrei dargeboten.

Dass beim einen oder anderen Titel die Wahl der Interpreten nicht unbedingt zum Songcharakter passen will, kann als Experiment oder bewusster Bruch mit dem Althergebrachten gelten. Dass aber auf einer CD, die klar Musicals thematisiert, ganz unvermittelt ein Song der deutschen Band Unheilig, eine Filmballade und ein neuer Pop-Schlager auftauchen, irritiert doch. Eigentlich bietet das Musicalgenre selbst doch genügend Vielfalt. So ist es schade, dass man die Chance nicht genutzt hat, auch dem Gelegenheitsbesucher ein paar Songs aus den kleinen, feinen und leider viel zu wenig bekannten Musicalproduktionen zu präsentieren. Hier jedoch hat man sich auf die üblichen Verdächtigen aus den gängigen Großproduktionen konzentriert.

Im Booklet gibt es erfreulich viele Fotos, nur zeigen diese leider nicht immer den Interpreten, der auch auf der CD mit dem jeweiligen Song zu hören ist. Einige Abbildungen lassen auch deutlich den Gang durch ein Bildbearbeitungsprogramm erkennen. Das ist nicht weiter schlimm, es fällt aber gegen die wirklich gute Soundqualität unnötig ab.

Eine bleibende Erinnerung für alle Konzertbesucher ist die CD zur Gala „Die Nacht der Musicals“ allemal. Und ein Muss für Fans von Christian Schöne.

 

Text: Sylke Wohlschiess

CD-Tracklist

  • The Show Must Go On (aus „We Will Rock You“)
    Ensemble
  • Eye Of The Tiger & Gonna Fly (aus „Rocky“)
    Christian Schöne, Rober Wagner, Ensemble
  • Wahres Glück (aus „Rocky“)
    Janina Maria Wilhalm, Christian Schöne
  • Let It Go (aus „Frozen“)
    Marina Pechmann, Janina Maria Wilhalm, Kathy Savannah Krause, Adrienn Szegö
  • Ich gehör' nur mir (aus „Elisabeth“)
    Kathy Savannah Krause
  • Der letzte Tanz (aus „Elisabeth“)
    Martin Markert, Ensemble
  • Hinterm Horizont (aus „Hinterm Horizont“)
    Marina Pechmann, Christian Schöne, Ensemble
  • Geboren um zu leben (von der Band Unheilig)
    Marina Pechmann, Janina Maria Wilhalm, Christian Schöne, Ensemble & Uwe Schmidt
  • The Phantom Of The Opera (aus „Das Phantom der Oper“)
    Merle Kramer, Micha van de Weg
  • Er lebt in dir (aus „König der Löwen“)
    Robert Wagner
  • In meiner Welt (aus „Aladdin“)
    Janina Maria Wilhalm, Martin Markert
  • Someboty To Love (aus „We Will Rock You“)
    Kathy Savannah Krause
  • We Are The Champions & We Wil Rock You (aus „We Will Rock You“)
    Eva Karner, Marc Janicello, István Csiszár, Ensemble
  • Totale Finsternis (aus „Tanz der Vampire“)
    Marina Pechmann, Christian Schöne, Ensemble
  • Superstar (aus „Jesus Christ Superstar“)
    Martin Werth
  • The Rose (aus dem gleichnamigen Film)
    Ensemble
  • I'm Not That Girl (aus „Wicked“)
    Kathy Savannah Krause
  • Medley: Mamma Mia / SOS / Super Trouper / Gimme, Gimme, Gimme (aus „Mamma Mia!“)
    Antonella Prisecariu,Nikolette Füredi, Eva Karner, Albert Kessler, Ensemble
  • Nimm' mein Herz (neuer Popsong)
    Christian Schöne


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Darstellerprofil Martin Markert


 

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