Hotelprojekt Ludwigs Festspielhaus
Statement Manfred Rietzler
24.07.2019 Festspielhaus Füssen - Hotelprojekt von Investor Manfred Rietzler zurückgezogen
Hier die komplette Stellungnahme des Festspielhaus-Inhabers Manfred Rietzler in ungekürzter Form, wie von der Pressestelle des Festspielhauses Füssen heute versandt.
Manfred Rietzler: Ende des Hotelprojekts am Festspielhaus Füssen
Um die Entscheidung gleich vorweg zu nehmen, ich habe die von uns vorgeschlagene Planung, die dem Füssener Stadtrat im November vergangenen Jahres vorgelegt wurde, für ein Hotel mit Tagungs- und Kongresszentrum auf dem Gelände des Festspielhauses zurückgenommen.
Ein erneutes Gespräch mit Vertretern des Kreisfischereivereins Füssen e.V. und dem Bund Naturschutz e.V., Ortsgruppe Füssen Anfang dieser Woche, verlief leider erneut ergebnislos. Beide Gruppierungen sind für keinerlei Planungsalternativen bereit und versuchen weiterhin mit allen Mitteln das Hotelprojekt Festspielhaus dauerhaft zu verhindern.
In Abstimmung mit der Stadtverwaltung habe ich daher die Planung für das Hotel mit Tagungs- und Kongresszentrum zurückgezogen und gebeten, das Bauleitplanverfahren förmlich einzustellen.
Bereits zu Beginn der Planungsphase hatte ich klar kommuniziert, dass ich das Projekt zum Erhalt des Füssener Festspielhauses nur mit Unterstützung des Stadtrats und der Bürgerinnen und Bürger starte. Leider ist dieser notwendige Schulterschluss nicht mehr gegeben. Es zeigt sich merklicher Widerstand. Zusätzlich wurde ein Bürgerbegehren auf Initiative von Bund Naturschutz in Bayern e.V., Ortsgruppe Füssen, Landesbund für Vogelschutz e.V., Kreisverband Ostallgäu und unter Federführung des Kreisfischereivereins Füssen e.V. gegen die Hotelplanung intensiv betrieben.
Keine Kompromissbereitschaft der Projektgegner - droht das Aus?
Trotz mehrmaligen Gesprächen mit allen Vertretern der o.g. Institutionen war keine Einigung möglich, obwohl die Planungen unsererseits nochmals abgeändert und reduziert wurden. Auch eine völlige Neuplanung außerhalb der Wasserfläche des Forggensees mit ausreichendem Uferbestand wurde aus grundsätzlichen ideologischen Erwägungen vom Bund Naturschutz und dem Fischereiverein nachhaltig abgelehnt (Anm. der Redaktion: So war der Stand noch vor einigen Tagen - Herr Rietzler hatte eine komplette Neuplanung des Projekts angeboten)
Diese Entwicklung ist äußerst bedauerlich, da die nun vorhandene Negativstimmung mit fehlenden Fakten und vorgeschobenen Argumenten erzeugt wurde. Diese ist jedoch nun gestreut, nicht mehr umkehrbar und für mich ein deutliches Signal für einen Rückzug. Ich persönlich finde es sehr bitter, dass hier eine solch gravierende Spaltung der Meinungen stattgefunden hat.
Das Team des Festspielhauses hat in den letzten beiden Jahren mit viel Engagement, Herzblut und überdurchschnittlichem Einsatz für einen Wiederaufbau des Theaterbetriebs gekämpft. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass hierfür kaum Wertschätzung vorhanden ist bzw. diese nur durch unsere begeisterten Gäste anderen Orts kommuniziert wird.
Riesenerfolg für alle drei Musicals: „Ludwig²“, „Die Päpstin“ und „Der Ring“
Die Gäste des Theaters schätzen unseren vielfältigen und anspruchsvollen Spielplan, der nicht nur unser Herzstück und Erfolgsmusical „Ludwig²“ beinhaltet. Vielen ist nicht bekannt, dass es zum beliebtesten Musical 2017 gewählt wurde und auch unsere weiteren Eigenproduktionen „Die Päpstin“ und „Der Ring“ bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt und außerordentlich gute Kritiken bekommen haben. (Anm. der Redaktion: auch wir haben alle drei Produktionen als positiv erlebt und rezensiert. Links anklicken für die direkten Wege zu den einzelnen Texten.)
Von den tausenden Gästen wollen wir gar nicht erst sprechen. Auch nicht von renommierten Stars der Musicalszene, die Füssen als einzigartige Spielstätte sehen: Weltstars wie Sarah Brightman waren genauso begeistert wie Bayerns Topstar Monika Gruber.
Daneben haben wir mit Ludwigs Musical Academy ein Angebot für ambitionierte Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen, die weit über die Region hinaus, Schüler*innen anlockt und fördert. Die am letzten Sonntag gezeigte Jahresabschlussaufführung von „Cats“ ließ über 1000 Besucher staunen. Am letzten Wochenende versetzte Mark Forster knapp 11.000 Besucher beim OPEN AIR in unserem Barockgarten in beste Stimmung. Diese einmalige Kulisse lässt unsere Gäste und auch die ganz Großen wie etwa Sting, Toto und die Fantastischen Vier ins Schwärmen geraten.
Auch ist die Bedeutung des Festspielhauses für Vereine, Institutionen und Firmen aus der Region hervorzuheben. Wo sonst könnte z.B. WIR 18 ihre Erfolgsmusicals aufführen, der Chorverband Bayerisch-Schwaben seine Großveranstaltungen machen und große Firmen ihre Produktpräsentationen inszenieren. Hier haben wir immer als verlässlicher, fairer und großzügiger Partner agiert und uns mit unserer „open house“ Philosophie von anderen Veranstaltungshäuser deutlich unterschieden.
Der Bau eines angeschlossenen Hotel- und Kongresszentrums ist die optimale Lösung, das Festspielhaus dauerhaft zu sichern. Ich habe mich von Anfang an bereit erklärt, die Verluste des Hauses für einige Jahre privat zu tragen, aber nicht langfristig. Meine Intension beim Kauf war, das Festspielhaus als Theater für meine Heimat, dem Ostallgäu, zu etablieren. Nach einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsprüfung der Zahlen der letzten Jahre ist nach der Meinung von Experten ein Erhalt des Festspielhausbetriebes nur durch eine Verbreiterung des Angebots mit einem angeschlossenen Hotel- und Kongresszentrum möglich.
Wie geht's weiter im Festspielhaus Füssen?
Nun kommen wir zur Frage, wie es weitergehen soll: Die Veranstaltungen des laufenden Spielplans 2019 werden wie geplant durchgeführt und die Verluste nochmals von mir getragen. Die vorerst letzte Vorstellung unseres Musicals „Ludwig²“ wird am 5.01.2020 zu sehen sein. (Anm. der Redaktion: Wer wann spielt, steht hier)
Aufgrund der aktuellen Entwicklung und Wende in meiner Planung arbeiten wir an einem verschlankten Spielplan für 2020, den Theaterdirektor Benjamin Sahler derzeit erstellt. Birgit Karle und Benjamin Sahler werden als Theaterleitung auch weiterhin versuchen das Haus in eine sichere Zukunft zu führen.
Fakt ist, dass es einer langfristigen Unterstützung von Extern bedarf, um das Festspielhaus für Füssen und die Region erhalten und bespielen zu können. Wir haben von vielen Seiten großen Zuspruch für den Erhalt des Festspielhauses erfahren. Experten aus der Tourismusbranche, der Regionalentwicklung und der Wirtschaft haben sich eindeutig pro Festspielhaus und angeschlossenem Hotel mit Tagungs- und Kongresszentrum ausgesprochen.
Auch der Stadtrat ist nun in der Pflicht eine rasche Lösung für die Zukunft des Festspielhauses für Stadt und Region zu finden.
Füssen, 24.07.2019
MR