Konsti & Friends: Konzert – Rezension
„Piano Impact“ in Esslingen

22.06.2019 - Nachlese zum Release-Konzert der Solo-CD „Piano Impact“ von Dr. Konstantinos Kalogeropoulos, mit Michael Jackson Tribute Artist Sascha Pazdera, Alexander Kerbst, Zodwa Selele, Kevin Tarte, Matthias Stockinger u.a.

Ein Energiebündel, sprühend vor Charme und voller Leidenschaft für seine Projekte, ist Pianist Dr. Konstantinos Kalogeropoulos. Seine erste Solo-CD „Piano Impact“ wird am 9. März 2019 mit einer musikalischen Reise durch sein bisheriges künstlerisches Schaffen gefeiert: Ausverkauftes Haus in der Württembergischen Landesbühne Esslingen, dreieinhalb (!) Stunden Programm, illustre Gäste von Kevin Tarte und Zodwa Selele bis Alexander Kerbst und Sascha Pazdera. Sogar ein König ist vor Ort...

…und Matthias Stockinger bringt es auch gleich auf den Punkt: „Zu Konsti mit seiner mitreißenden Art kann man gar nicht nein sagen“. So sehen das auch die übrigen Mitwirkenden. Gemeinsam machen sie „Piano Impact – Absolute! Live!“ zu einem außergewöhnlichen Konzertevent und zugleich zu einem strahlenden Wiedersehen mit Freunden, auf und vor der Bühne.

Konstantinos Kalogeropoulos‘ Persönlichkeit und seine Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Künstlern ist auch der rote Faden, der die für sich betrachtet recht wilde Musik-Mischung durchzieht und zusammenhält. Es geht von Instrumentalstücken zu Big Band Sound, von „Ludwig²“ über königliche Löwen bis hin zu nubischen Prinzessinnen, von „Herr der Ringe“ zu Falco. Und - mit leichtem Überanteil am Gesamtprogramm - immer wieder zu Michael Jackson und damit zu Jackson-Tribute-Künstler Sascha Pazdera.

Optik, Mimik, Bewegungsabläufe: bei Sascha Pazdera passt alles. Auch die Jackson’schen „Kiekser“ und die gesamte Attitude des verstorbenen Superstars gelingen ihm verblüffend authentisch. Auf der Bühne wird Sascha Pazdera von Kopf bis Fuß zum King of Pop. Aber: „Es geht um die Musik“, stellt Pazdera klar.

Mit sehr sympathischen Worten bringt der Sänger seine Bewunderung für den Künstler Michael Jackson zum Ausdruck, dessen musikalisches Vermächtnis ihm sehr am Herzen liegt. Pazdera stand selbst mit Michael Jackson auf der Bühne und arbeitet bis heute mit Jackson-Choreograph LaVelle Smith Jr. zusammen. Daran zeigt sich, welch‘ immense Wertschätzung Sascha Pazdera in der Szene genießt. Er ist zudem einer der wenigen Jackson-Imitatoren, die live singen. Jacksons extrem hohe Stimmlage ist eine echte Herausforderung, die Sascha Pazdera aufs Beste meistert. Wenn er dann noch im schwarz-weißen Outfit mit Hut und Glitzerhandschuh bei „Billy Jean“ den Moonwalk zelebriert, hört man doch einige Kreischer aus den Publikumsreihen. Pazderas Tanzschritte sind von denen des Originals nicht zu unterscheiden. Ebenso dynamisch und auf den Punkt wirbeln die hervorragenden Tänzerinnen Julie Martin und Hanna Vien an Pazderas Seite.

Und noch ein Weltstar bringt den Saal zum Kochen: Falco. Gut, natürlich nicht das Original. Aber fast. Alexander Kerbst liefert eine wahrhaft atemberaubende Performance ab. Vom charakteristischen Wiener Schmäh über das Styling bis hin zu Falcos unverkennbarer Exaltiertheit und – last but not least – mit grandioser Stimme begeistert Alexander Kerbst auf ganzer Linie.

Das mit dem Dialekt sei gar nicht so einfach, schmunzelt Kerbst: „Ich bin ja kein Native Speaker“. Da galt es auch im von Kerbst und seiner Partnerin Stefanie Kock geschriebenen „Falco – Das Musical“ mit Umsicht zu agieren. „Alles, was die Figur Falco in unserem Musical sagt, hat er selbst wirklich so geäußert – entweder in seinen Songtexten oder in Interviews.“ In Esslingen ist die Begeisterung der Zuschauer so groß, dass Alexander Kerbst spontan die Sonnenbrille zückt und mit „Der Kommissar“ noch einen drauflegt. Er singt jeden Ton mit spürbarer Hingabe, in stimmlicher Perfektion und mit überzeugender Präsentation.

Von unerwarteter Seite gibt es dann wieder Michael Jackson: Matthias Stockinger überrascht mit „She’s Out Of My Life“ aus dem Album „Off The Wall“ von 1979. Dass er Balladen mag und den Song das erste Mal live vor Publikum singt, verrät er ebenso wie „Konsti hat das noch nie gespielt“. Damit hat er natürlich die Lacher auf seiner Seite, bevor er gemeinsam mit Dr. Konstantinos Kalogeropoulos am Piano dann so einige Besucher mit einer hochemotionalen Version des Titels (fast) zu Tränen rührt.

Ebenso fantastisch und zu Recht mit Standing Ovations bedacht wird „Kalte Sterne“ aus dem Musical „Ludwig²“, das Matthias Stockinger, auch 2019 einer der amtierenden Könige in Füssen, einmal mehr exzellent interpretiert. Stockingers Soloparts bei „Heal The World“ zeigen erneut, wie wunderbar er mit seinem klaren, klangschönen hohen Bariton auch Popsongs zu interpretieren weiß.

Gleiches gilt für Zodwa Selele, die ebenfalls bei „Heal The World“ einige Parts übernimmt und vermutlich so ziemlich alles singen kann. Stimmpower, Ausdrucksstärke und Authentizität verbindet die vielseitige Künstlerin in so unterschiedlichen Titeln wie „Schattenland“ aus „Der König der Löwen“, „Bang, Bang“ von Jessie J, Ariana Grande und Nicki Minaj und im stimmgewaltigen Duett mit Kevin Tarte bei „Written In The Stars“ aus dem Musical „Aida“. Mit „I Rise Up“ von Audra Day liefert auch Zodwa Selele eine Songpremiere ab: „Ich wollte etwas Persönliches mitbringen“. Sie erzählt, dass dieses Lied ihr in einer schwierigen Phase ihres Lebens viel Kraft gegeben hat. Verbunden mit einem Dank an im Publikum anwesende Freunde wird dies zu einem sehr persönlichen, sehr bewegenden Augenblick.

Immer wieder schaffen fast schon private Momente eine besondere Nähe zwischen den Menschen auf und vor der Bühne. Mit „Anthem“ aus „Chess“ könne er sich sehr gut identifizieren, erzählt beispielsweise Kevin Tarte. Im Musical singt Anatoly Sergievsky von der Liebe zu seinem Land, die er stets im Herzen trägt. Als gebürtiger US-Amerikaner, der die Hälfte seines Lebens in Europa verbracht habe, sei dies ein sehr passendes Thema auch für ihn, so Tarte. Es folgt eine beeindruckend eindringliche Darbietung dieser großen Musicalhymne.

Eines der Glanzlichter bei „Piano Impact“ ist „Into The West“ aus „Herr der Ringe“. Im Film erklingt im Abspann diese Wehklage der Elben, die Mittelerde übers Meer verlassen. Mit genau dem richtigen Maß an Pathos und eindrucksvoller Stimme besingt Kevin Tarte die Gefühle der Elben, während Konstantinos Kalogeropoulos‘ Klavierspiel dem Spiel der Wellen nachempfunden ist. Beides zusammen entfaltet eine geradezu cineastische Wirkung.

Aber Dr. Konstantinos Kalogeropoulos als Initiator des Konzerts spielt nicht nur eine begleitende, sondern selbstverständlich auch eine tragende Rolle bei „Piano Impact – Absolute! Live!“. Was er den schwarzen und weißen Tasten entlockt, grenzt an Zauberei. Beim „Herr der Ringe“-Medley setzen einzelne Töne Akzente in schnell perlenden Klavierläufen und man fragt sich, wie man mit nur zwei Händen so viel auf einmal spielen kann. Vielleicht, weil der Mann am Klavier eine besondere Verbindung zu dieser Musik hat?

Wie man in einer der von Jürgen Brandtner gut vorbereiteten und launig vorgetragenen Moderationen erfährt, war der Zusammenhang zwischen dieser Filmmusik und dem Wagner’schen Ring des Nibelungen Thema von Konstantinos Kalogeropoulos‘ Doktorarbeit, mit der er 2013 zum Dr. phil. promovierte. Der „Herr der Tasten“ versteht sich aber auch auf andere Genres:

„Questa Notte“, ein Klavier-Solostück des italienischen Pianisten und Komponisten Ludovico Einaudi, trägt Kalogeropoulos in schnörkelloser Direktheit vor, was eine besonders intensive Wirkung entfaltet. Eigentlich möchte man die Augen schließen und ganz in der Musik versinken; dann allerdings würde man Luftakrobatin Vera Maria Horn verpassen, die am Vertikaltuch elegant durch luftige Höhen schwebt. Akrobatik und Klavier im Einklang verbinden sich zu einem wahrhaft poetischen Gesamteindruck. Bei „Once Upon A Time“ – dieses Mal zeigt Vera Maria Horn ihr Können am Ring – kann man beinahe Anastasias Spieluhr vor sich sehen, so gekonnt visualisieren die Klänge den Inhalt des Liedes.

Während einige Titel mit Klavierbegleitung erklingen, spielt bei anderen die Liveband. Die Instrumentierung der Falco-Titel wird als Playback eingespielt und nach der Pause tönt gar Big Band Sound – eine Meisterleistung der Tontechnik, dies alles zu einem einheitlichen Klangbild zu kombinieren.

Auch die Groovin‘ High Big Band mit Sängerin Julia Frey liefert großartige Musik, wenn auch der halbstündige Anteil am Gesamtprogramm sehr lang gerät. Bandchef Jochen Volle ist zugleich Leiter der Städtischen Musikschule Esslingen, so schließt sich auch hier der Kreis zu Dr. Kalogeropoulos, der dort als Dozent arbeitet. Der Chor „Happy Voices“ aus Deizisau, der u.a. bei „Hinterm Horizont“ zum Einsatz kommt, wird ebenfalls von Konstantinos Kalogeropoulos unterrichtet.

So sind alle Mitwirkenden über den Dreh- und Angelpunkt „Dr. Konsti“ miteinander verbunden. Eine besondere Konstellation, die ein besonderes Konzertevent ermöglicht. Wie schön, dass bereits ein Wiederholungstermin feststeht: 25. April 2020. Wir freuen uns also auf ein Wiedersehen mit Konsti & Friends.

Text: Sylke Wohlschiess

Wie immer gibt es bei uns auch die Setlist (siehe unten) des Abends und auch wieder eine umfangreiche Bild-und-Text-Galerie. Klickt rein in die weiteren ca. 50 Fotos des Konzerts.

Diese Inhalte auf MusicalSpot.de könnten Sie auch interessieren:

Matthias Stockinger: Darstellerprofil, „Ludwig²“ - Fotogalerie, Interview zu seiner Rolle als König Ludwig II. und die Spieltermine 2019
Kevin Tarte: Konzertbericht Musicalgala Ludwigsburg
Zodwa Selele: Rezension „Ghost“ in Linz mit Zodwa Selele als Oda Mae Brown
Alexander Kerbst: „Ludwig²“ - Fotogalerie und seine Spieltermine 2019 als Dr. Gudden

MusicalSpot ist ein ehrenamtliches Projekt, das nur in der Freizeit entsteht. Belohnen Sie unsere Arbeit mit Ihrem like für unsere FB-Seite? Vielen Dank.

Setlist „Piano Impact“