Gentlemen, Pianist und Dame:
Konzert - Rezension „Musical Gentlemen“ in Wernau
29.04.2018 - Über heimische Klänge aus dem Publikum freut sich Schwabe Stefan Tolnai, der gemeinsam mit Karim Khawatmi, Nico Müller und Kasper Holmboe am 21. April 2018 auf der Bühne des Quadrium in Wernau steht. Wie immer dabei: Pianist und Musikalischer Leiter Konstantinos Kalogeropoulos. Im Gepäck haben die Gentlemen Bekanntes und Neues aus dem Musicalgenre, garniert mit Ausflügen in die Pop- und Schlagerwelt. Dieses Mal gibt’s sogar ein CD-Release. Und eine neue Gastsolistin.
Wer bereits ein Konzert der von Stefan Tolnai vor drei Jahren gegründeten Musical Gentlemen besucht hat, weiß es: Abwechslung bringen nicht nur immer wieder neue Titel auf der Setlist, sondern auch die musikalischen Gäste.
Dieses Mal ist die in Graz geborene Musicaldarstellerin Anja Wendzel mit von der Partie, die im flotten Dirndl mit einem Medley aus dem Musical „I’m From Austria“ die Herzen im Sturm erobert. Mit starker Stimme empfiehlt sie sich mit dem Solo „Reise durch die Zeit“ für die Titelpartie im Musical „Anastasia“, das im Herbst im Stuttgarter Palladium Theater seine Deutsche Erstaufführung feiern wird. Bekannt ist Anja Wendzel aus dem Musical „Tanz der Vampire“. Dort hat sie es nur mit einem Grafen von Krolock zu tun, in Wernau treten davon gleich vier an der Zahl aus der „totalen Finsternis“. So schnell wirft Anja „Sarah“ Wendzel aber nichts aus der Bahn: Ihr Sopran bleibt klar und sicher geführt, ihre Mimik passt perfekt zur Rolle.
Ein Konzert der Musical Gentlemen ist immer für Überraschungen gut: Auch bei „Phantom der Oper“ wird aus einem Duett ein Herrenquartett mit Damenbegleitung und bei „Let It Go“ lassen die Jungs ihre Eisprinzessin gleich ganz zu Hause. Das ist einerseits bisschen schade, denn Anja Wendzel hätte man sicher gerne mit diesem Song gehört, aber andererseits kommt man so in den Genuss einer wirklich ungewöhnlichen Version. Hier wie auch bei allen anderen gemeinsam gesungenen Titeln gefällt die sehr gut durchdachte Verteilung der einzelnen Gesangsparts. „You’re The Voice“ und „Anthem“ sind gute Beispiele: Kasper Holmboes gewaltiges Stimmvolumen und Karim Khawatmis angenehmer Bariton legen den Klangteppich, auf dem sich Stefan Tolnais vielseitige Stimme und Nico Müllers klare, hohe Töne aufs Beste entfalten. So verbinden sich die ganz unterschiedlichen Klangfarben zu fantastischen Harmonien.
Auch solo wissen alle vier zu überzeugen. Kasper Holmboe liefert einen hochemotionalen Einstieg mit „Electricity“ aus dem Musical „Billy Elliot“, ebenso berührt Karim Khawatmi mit seiner intensiven Interpretation von Udo Jürgens‘ „Gäb‘ es nur noch dieses Lied für mich“. Stefan Tolnai glänzt mit großer Ausdrucksstärke bei „Oh Herr“, Nico Müller gibt einen stimmlich und schauspielerisch überzeugenden Dr. Henry Jekyll.
Die Happy Voices Deizisau stimmen als Backgroundchor bei einigen Titeln ein, singen aber auch zwei eigene Medleys. Schön zu sehen, dass im Chor fast jede Altersstufe vertreten ist und alle offenkundig Spaß am gemeinsamen Gesang haben. Vielleicht finden ja noch ein paar weitere Herren zu den „Happy Voices“, dann könnten sicherlich die mehrstimmigen Arrangements noch ausgebaut werden.
Besondere Erwähnung verdient der Mann am Klavier, Konstantinos Kalogeropoulos. Als bewährter Musikalischer Leiter der Musical Gentlemen sitzt er am Piano und führt Solisten und Chor sicher durch das vielseitige Programm. Dieses Mal tritt er jedoch auch selbst ins Rampenlicht: Sichtlich bewegt erzählt er von seinem „Herzensprojekt“, seiner ersten Solo-CD namens „Piano Impact“, die erst vor wenigen Tagen erschienen ist. Hier, so der promovierte Musiker weiter, übernimmt das Klavier den Leading Part der Songs.
Wie das klingen kann, demonstriert er mit einer Instrumentalversion von Michael Jacksons „Bad“. In atemberaubender Geschwindigkeit wirbeln Kalogeropoulos‘ Finger über die weißen und schwarzen Tasten, sein Spiel ist ebenso technisch perfekt wie emotional. Der kleine Ausflug in den Instrumentalbereich fügt sich wunderbar ins Konzert ein.
Stefan Tolnai, Karim Khawatmi, Nico Müller und Kasper Holmboe gefallen mit ihrer lockeren, sehr publikumsnahen Moderation, in die sie auch einige Hintergrundinformationen zu den Songs einbauen. Auf die Setlist des Abends haben es erfreulich viele Songs geschafft, die in Konzerten eher selten zu hören sind, speziell zu diesen wäre sicher noch das eine oder andere interessant gewesen. Aber die lustigen Anekdoten von vergessenen Anzügen und Brusthaar-Entfernung für „Zorro“ hätte man natürlich auch nicht missen wollen. Denn neben den stimmlichen Qualitäten stehen die Musical Gentlemen vor allem für spürbare Freude an ihrem Tun und das freundschaftliche Miteinander, sowohl mit den Kollegen auf und als auch mit dem Publikum vor der Bühne. Ein Konzertabend, der Spaß macht.
Text: Sylke Wohlschiess
Für mehr Fotos vom Konzert bitte hier entlang.
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In den Darstellerprofilen von Nico Müller, Stefan Tolnai und Anja Wendzel gibt's weitere links zu Beiträgen, die wir schon zu diesen Künstlern veröffentlicht haben. MusicalSpot.de entsteht ohne kommerziellen Zweck in unserer Freizeit. Unser Lohn ist Ihr „like“ für unsere FB-Seite. Herzlichen Dank.
Setlist
| Titel | Interpret/-en | Mehr Informationen rund um den Titel |
| 1. Teil | ||
| Greased Lightnin' |
Kasper Holmboe Nico Müller |
Musical: „Grease“ Kenickie, Mitglied der von Danny angeführten Burger Palace Boys, hat ein schrottreifes Auto gekauft. Seine Kumpels ziehen ihn deshalb auf. Kenickie aber erklärt ihnen, wie mit ein paar Upgrades daraus ein Superschlitten wird, der Rennen gewinnt und die Mädels beeindruckt. In seiner Fantasie sieht er den fertig aufgemotzten Greased Lightnin‘ vor sich. |
| Electricity |
Kasper Holmboe
|
Musical: „Billy Elliot“ Billy glaubt, bei der Aufnahmeprüfung an der Ballettschule versagt zu haben und gerät aus lauter Wut und Verzweiflung in eine Prügelei. Die Lehrer tolerieren dies nicht und wollen ihn eigentlich nicht aufnehmen, aber aufgrund seines außergewöhnlichen Talents geben sie ihm eine Chance. Er soll beschreiben, was ihm das Tanzen bedeutet. In dem von Elton John komponierten Song lässt Billy seinen Emotionen freien Lauf. |
|
Udo Jürgens Medley |
Happy Voices |
Das Medley verbindet die Titel „Mit 66 Jahren“, „Ich war noch niemals in New York und „Aber bitte mit Sahne. |
| Reise durch die Zeit | Anja Wendzel | Musical: „Anastasia“ Anya und die Betrüger Dmitry und Vlad sind von Russland aus nach Paris aufgebrochen, um dort die Belohnung zu kassieren, die auf das Wiederfinden der letzten Zarentochter Anastasia ausgesetzt ist. Anya, die unter Amniesie leidet und nicht weiß, dass sie tatsächlich die vermisste Anastasia ist, beschließt kurz vor ihrer Ankunft in Paris, das Geheimnis um ihre Herkunft zu lüften. |
| Totale Finsternis |
Kasper Holmboe Nico Müller |
Musical: „Tanz der Vampire“ - Rezension Stuttgart, 2017 Sarah kann der magischen Anziehungskraft des Grafen von Krolock nicht mehr widerstehen und lässt sich auf das gefährliche, tödliche Spiel ein. |
| Dies ist die Stunde | Nico Müller | Musical: „Jekyll & Hyde“ - Rezension Frankfurt, 2018 - Rezension Zwingenberg, 2016 Nahezu besessen von der Idee, das Gute vom Bösen im Menschen zu trennen, entschließt sich Dr. Jekyll zum Selbstversuch. Er sieht sich an der Schwelle zu größtem wissenschaftlichem Ruhm und trinkt das Elixier, das tatsächlich zur Spaltung seines Wesens in Dr. Jekyll und Mr. Hyde führt. Die Konsequenzen allerdings sind ihm zu diesem Zeitpunkt nicht klar. |
| You're Nothing Without Me |
Kasper Holmboe Karim Khawatmi |
Musical: „City of Angels“ In „City of Angels“ vermischen sich die reale Geschichte um den Schriftsteller Stine, der ein Drehbuch zu seinem Roman namens „City of Angels” schreiben soll und die seines Romanhelden Stone. Als Stine immer mehr Zugeständnisse an die Produzenten des Films macht und dadurch die Qualität der Story leidet, wehrt sich Stone gegen seinen Erfinder. In „You’re Nothing Without Me“ treffen beide aufeinander – Stine erkennt, dass Stone untrennbar mit seiner eigenen Persönlichkeit verbinden ist. |
| Anthem | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai Happy Voices |
Musical: „Chess“ - Rezension Pforzheim, 2015 Im Kampf um die Schachweltmeisterschaft stehen sich der exzentrische US-Amerikaner Frederick Trumper und der zurückhaltende Russe Anatoly Sergievsky gegenüber. Anatoly und Florence, Fredericks Freundin und Managerin, kommen sich näher, nachdem Frederick einen Eklat gegen den unschuldigen Anatoly provoziert hat. Anatoly entschließt sich, seine Familie und sein Land zu verlassen und wird daraufhin von Journalisten bedrängt. „Anthem“ ist ein bewegendes Bekenntnis zu seinem Land, das er niemals wirklich verlassen kann, da er es auf ewig in seinem Herzen trägt. |
| Bad | Konstantinos Kalogeropoulos |
„Bad“ ist ein von Michael Jackson geschriebener Song aus dem Jahr 1987, der aus seinem gleichnamigen Studioalbum ausgekoppelt und einer seiner vielen Nummer-Eins-Hits wurde. Es geht um einen Jungen, der zu seiner früheren Gang zurückkehrt und sich eigentlich wieder an den üblichen Gaunereien beteiligen will. Aber er ändert seine Meinung und kann auch seine Kumpels davon überzeugen, dass sie es so zu nichts bringen. Konstantinos Kalogeropoulos, der als Musikalischer Leiter und Pianist der „Michael Jackson Memory Tour“ mit dem Michael Jackson Imitator Sascha Pazdera dabei war, hat 2018 auf seiner ersten Solo-CD „Piano Impact“ eine Instrumentalversion des Songs veröffentlicht. |
| I Am From Austria | Anja Wendzel |
Musical: „I Am From Austria“ |
| Gäb' es nur noch dieses Lied für mich | Karim Khawatmi | In „Gäb es nur noch dieses Lied für mich“ blickt ein gealterter Sänger zurück auf seine Karriere und sein Leben im Scheinwerferlicht. Dieses Lied von Udo Jürgens ist erschienen auf dem Soundtrack zu „Der Mann mit dem Fagott“, einem TV-Zweiteiler aus dem Jahr 2011, der auf Udo Jürgens' Autobiografie beruht. Die Filmmusik wurde unter Leitung von Nic Raine vom Filmorchester Babelsberg eingespielt. Der Song ist jedoch nicht im Film enthalten, sondern auf der Bonus-CD, für die Udo Jürgens selbst die Songs ausgewählt hat. |
| Bui Doi | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai Happy Voices |
Musical „Miss Saigon“ GI Chris ist zurück in den USA, kann aber Kim und die Ereignisse in Vietnam nicht vergessen. Von seinem Freund John erfährt er, dass er mit Kim einen Sohn hat. Als Bui Doi werden vietnamesisch-amerikanische Kinder bezeichnet, die in ihrer Heimat unter elenden Bedingungen aufwachsen, da sie dort abgelehnt werden. In dem Lied „Bui Doi“ beschreibt John das Schicksal dieser Kinder und trägt so zu seiner Entscheidung bei, nach Vietnam zu fliegen, um Kim und seinen Sohn zu suchen. |
| 2. Teil | ||
| You're The Voice | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai |
Andy Qunta, Maggie Ryder und Chris Thompson, Leadsänger der Manfred Mann‘s Earth Band, komponierten „You’re the Voice“. Der Titel erschien 1986 auf dem Album des australischen Sängers John Farnham und wurde im September des selben Jahres als Single ausgekoppelt. Der Text von Procol Harum-Mitglied Keith Reid ruft jeden einzelnen dazu auf, die Stimme gegen Gewalt und Ungerechtigkeit zu erheben. Unter anderem heißt es dort „We're all someone's daughter, we're all someone's son. How long can we look at each other down the barrel of a gun?“. 1987 zeichnete die australische Musikindustrie den Song als Single of the Year aus, auch in Europa konnte sich Farnham über Spitzenplatzierungen in den Charts freuen. Außergewöhnlich ist das Dudelsack-Solo im Refrain. |
| Hinter'm Horizont | Happy Voices | Musical: „Hinterm Horizont“ Im Stück wird die Ost-West-Liebesgeschichte zwischen Udo Lindenberg und Jessy thematisiert, fiktive Elemente werden dabei mit realen historischen Ereignissen gekoppelt. Udo und Jessy sehen sich bei seinem Konzert in Moskau wieder und verbringen die Nacht zusammen. Als die Stasi die beiden verfolgt, versucht Udo Jessy mit diesem Lied Mut zu machen. |
| Wenn ich tanzen will | Stefan Tolnai Anja Wendzel | Musical: „Elisabeth“ - Rezension Essen (Tour) 2015 Elisabeth ist zur ungarischen Königin gekrönt worden. Sie fühlt sich stark und will sich aus dem Bannkreis des Todes befreien. Sie glaubt, ihn für ihre Zwecke benutzen zu können. Der Tod gibt ihr zu verstehen, dass ihre neue Stärke und Unabhängigkeit nur Schein sind. Elisabeth ist aber überzeugt, dass sie jetzt nach ihren Regeln spielt und „tanzt, wie es ihr gefällt“. |
| Die Schöne und das Biest | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai |
Musical „Die Schöne und das Biest“ Im verwunschenen Schloss tanzen Belle und das Biest miteinander. Aber Belle ist traurig, dass sie ihren Vater nicht sehen kann – das Biest lässt sie ziehen. Am Ende des Musicals, als sich der Zauberbann bricht und das Biest sich wieder in den Prinzen zurückverwandelt hat, wird das Lied noch einmal vom gesamten Ensemble gesungen. |
| Oh Herr | Stefan Tolnai Happy Voices | Musical: „3 Musketiere“ Im 17. Jahrhundert regiert in Frankreich König Ludwig XIII. Doch die Macht liegt in den Händen von Kardinal Richelieu, dessen Ziel es ist, alle Hugenotten zu vernichten. „Oh Herr“ ist das Gebet des Kardinals in der Kathedrale. |
| Phantom der Oper | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai Anja Wendzel |
Musical: „Phantom der Oper“ |
| Hey Schwester | Kasper Holmboe Nico Müller Stefan Tolnai |
Musical: „Sister Act“ Das Musical „Sister Act“ beruht inhaltlich auf dem gleichnamigen Film mit Whoopi Goldberg, die Musik wurde aber von Alan Menken neu komponiert. Nachtclubsängerin Deloris van Cartier hat zufällig einen Mord beobachtet und schwebt nun selbst in Lebensgefahr. Ausgerechnet in einem Kloster soll sie sich verstecken. Die Tarnung fliegt auf, als unter ihrer Leitung der eher mäßige Klosterchor plötzlich berühmt wird. Unterweltboss und Deloris‘ Ex-Liebhaber Shank beauftragt seine Komplizen TJ, Bones und Dinero, Deloris aus dem Kloster zu entführen. In „Hey Schwester“ erörtern die drei verschiedene Wege, eine Frau – sogar eine Nonne – rumzukriegen. |
| Let It Go | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai |
2013 kam der Disney-Zeichentrickfilm „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ (engl. Original: „Frozen“) in die Kinos. Prinzessin Elsa besitzt magische Kräfte, mit denen sie alles in ihrer Umgebung zu Eis erstarren lassen kann. Sie ist aber nicht in der Lage, diese Magie zu kontrollieren und löst unabsichtlich eine Katastrophe aus. Mit „Lass‘ jetzt los“ (engl. Original: „Let It Go“) akzeptiert sie ihre Fähigkeiten und wählt ein Leben in einem von ihr erschaffenen Eispalast, frei von Verpflichtungen – aber in ewiger Einsamkeit. |
| Udo Lindenberg Medley | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai |
Musical: „Hinterm Horizont“ Das Medley verbindet die Songs „Mädchen aus Ostberlin“, „Cello“, „Sonderzug nach Panko“ und „Mein Ding“. |
| Zugabe | ||
| We Are The Champions | Kasper Holmboe Nico Müller Karim Khawatmi Stefan Tolnai Anja Wendzel Happy Voices |
Musical: „We will rock you“ Die befreiten Bohemians tauchen wieder auf und alle zusammen feiern den Sieg über Globalsoft. |