Interview mit Anna Hofbauer:
Ich muss nicht auf jeden roten Teppich springen
17.05.2018 - Anna Hofbauers Spieltermine 2018 bei „Ludwig²“ in unserer großen Spielplan-Übersicht: hier entlang.
Bodenständig ist sie geblieben, die gelernte Musicaldarstellerin Anna Hofbauer. Nicht das Fernsehen, sondern die Bühne sieht sie als ihr Zuhause an. Wir trafen die sympathische Künstlerin zu einem kurzen Interview im Rahmen der „Ludwig²“-Pressekonferenz in Füssen.
Vor 10 Jahren standen Sie zum ersten Mal im Musical „Ludwig²“ auf der Bühne des Füssener Festspielhauses. Jetzt sind Sie wieder zurück…
Genau, damals war ich Teil des „Ludwig²“-Ensembles, bei der ersten Inszenierung hier in Füssen. Dass ich jetzt, zehn Jahre später, in einer Hauptrolle wieder an diesen Ort und zu diesem Stück zurück komme, macht mich schon ein bisschen stolz, auch wenn man das über sich selbst eigentlich nicht sagt. Ich habe mich mit viel harter Arbeit und Fleiß hochgearbeitet und jetzt freue ich mich einfach tierisch. Für mich ist es ja im wahrsten Sinne des Wortes ein Nachhause kommen, denn ich bin ganz in der Nähe aufgewachsen, mein Heimatort ist mit dem Auto keine 20 Minuten entfernt.
Hat Ihr damaliges Engagement Ihre Berufswahl beeinflusst?
Das Stück als solches hat meine Berufswahl nicht so sehr beeinflusst, weil mir schon vorher klar war, dass ich unbedingt später auf die Bühne möchte. Ich war damals Schülerin an einem musischen Gymnasium, „Ludwig²“ fiel in meine Abiturzeit. Vormittags saß ich in der Schule, nachmittags bin ich dann immer hier hoch gefahren und abends habe ich gespielt. Die Zeit war stressig, aber total toll. Und diese Erfahrung hat mich nochmal darin bestärkt, dass dieser Beruf wirklich „meins“ ist.
Im Jahr 2011 waren Sie dann auch bei der zweiten „Ludwig²“-Produktion in Kempten dabei, in der Rolle der Sophie und als Cover Elisabeth. Glauben Sie, dass Ihnen das jetzt zugute kommt?
Ich muss zugeben, dass ich die Sisi damals nur ein einziges Mal gespielt habe. Das ist außerdem ewig lange her. Seither habe ich mich menschlich und bühnentechnisch so stark weiterentwickelt, dass ich die Sisi von damals zurücklasse und jetzt meine eigene, neue kreiere. So richtig vorbereiten konnte ich mich bisher gar nicht, denn bis vergangenen Montag habe ich ja noch die Titelrolle in „Evita“ am Oldenburgischen Staatstheater gespielt.
Das waren zwei Jahre, die ich rundum genossen habe. Ich habe selten so ein Miteinander in einem Theater erlebt. Es gab niemanden, bei dem man ‚oh nein, jetzt muss ich den schon wieder sehen‘ gedacht hätte. Im Gegenteil – die Menschen dort waren fantastisch, die Inszenierung und das Stück grandios und natürlich war es eine darstellerische Herausforderung für mich. Ich habe ja auch schon die Christine im „Phantom der Oper“ gespielt, aber Evita war wohl meine bisher größte Rolle und meine wichtigste Erfahrung. Jetzt freue ich mich sehr auf den Probenbeginn bei „Ludwig²“. Wir haben ja noch Zeit, ich kann mich also intensiv mit Sisi beschäftigen. Ein bisschen ist das schon so ein „Mädchending“. Welche Frau möchte nicht einmal die Sisi sein – dieses Kleid, diese Haare. Es ist ein kleiner Traum, der wahr wird. Allerdings werde ich mir zur Vorbereitung nicht die Filme anschauen, weil die eine Sisi zeigen, wie sie eigentlich gar nicht war. Ich mag es aber total gerne, über Kaiserin Elisabeth zu lesen und mich so in die Rolle reinzufuchsen.
Vor den großen Rollen stand auch bei Ihnen die Ausbildung. Sie haben Ihren Abschluss an der Joop van den Ende Academy in Hamburg gemacht. Was sagen Sie als Absolventin zur bevorstehenden Schließung der Schule im Sommer 2016?
Ich finde das ganz furchtbar. Als ich gehört habe, dass die Akademie geschlossen wird, dachte ich, das sei ein schlechter Scherz. Die Wirtschaft kommt halt weit vor der Kunst – traurig ist das. Mir fehlen die Worte, da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Die Ausbildung dort ist supergut, aber knochenhart. Die jungen Studenten geben alles, die trainieren sehr hart, machen und tun. Die von heute auf morgen vor die Tür zu setzen, ist doch total verantwortungslos. Das, was Joop van den Ende mit der Schule aufgebaut hat, wird jetzt so schnell zerstört. Das finde ich wahnsinnig schade. Jetzt ist ja glaube ich im Gespräch, dass die Kulturstiftung Norderstedt die Schule übernimmt. Da wird man abwarten müssen, ob das eine Lösung sein kann.
Wie kommt man als ausgebildete Musicaldarstellerin zur Teilnahme bei TV-Formaten wie „Bachelorette“ oder „Stepping Out“?
Bei „Bachelorette“ bin gefragt worden, ob ich das sein möchte. Ich habe überlegt, mit meinen Eltern gesprochen und mich letztlich dafür entschieden. Es gab doch nichts zu verlieren. Mir war nur wichtig, mir selber treu zu bleiben, nicht zur Barbiepuppe zu werden oder mich sonst irgendwie zu verstellen. Und ich bin sicher, dass genau dies der Schlüssel war, warum es so gut funktioniert hat. Ich habe in dieser Sendung dann ja tatsächlich meinen Partner kennengelernt, mit dem ich inzwischen seit zwei Jahren zusammen bin. Alles was dort passierte, ist einfach passiert – es war nichts abgesprochen oder vorgegeben, sondern wirklich alles echt.
Für „Stepping Out“ kam die Anfrage von RTL, ob wir nicht Lust hätten, da mitzumachen. Mich als riesengroßen „Let’s Dance“-Fan musste man da nicht zweimal fragen. Bei „Stepping Out“ darf man ja mit dem eigenen Partner tanzen – das ist doch der Jackpot. Wünscht sich das nicht jede Frau, mal so mit dem Mann oder Freund tanzen zu können? Für uns war das eine ganz große Bereicherung.
Hat Ihnen der durch RTL entstandene Bekanntheitsgrad geholfen, Engagements zu bekommen?
Nein, überhaupt nicht. Wenn ich mich bewerbe, dann bewerbe ich mich als Darstellerin, nicht als Bachelorette. Das sind für mich zwei völlig verschiedene Paar Stiefel. Klar, ich war im Fernsehen und vielleicht kennen mich inzwischen ein paar Leute mehr. Aber ich habe nie vergessen, wo ich hergekommen bin und wie hart ich gearbeitet habe, um dort zu sein, wo ich heute bin. Ich sagte, ich würde das gerne machen und wenn ich mich verliebe, um so besser. Aber für mich war von Anfang an ganz klar, dass ich zurück auf die Bühne gehen werde, das ist mein Zuhause. Ich weiß noch, dass ich schon zwei Tage, nachdem wir vom Dreh in Portugal zurück gekommen sind, wieder gearbeitet habe.
Mein Ziel war nie, mich auf diesem Titel auszuruhen, wie es so viele machen, die mal in einer TV-Sendung dabei waren. Das bin ich auch gar nicht. Für mich war das ein Ausflug, vielleicht sogar ein Wink des Schicksals, damit ich meinen Freund kennenlernen konnte. Ich glaube, wir hätten uns ansonsten niemals getroffen, wir kamen aus ganz verschiedenen Kreisen, er lebte in Düsseldorf, ich in Berlin. Ich bin so dankbar, dass ich da mitgemacht habe. Aber ich bin kein It-Girl, ich habe nicht das Ziel, auf jeden roten Teppich zu springen. Ich liebe meinen Beruf und bleibe dem treu.
Gibt es außer „Ludwig²“ schon weitere berufliche Pläne?
Aktuell habe ich noch keine konkreten Pläne, aber das Business ist so kurzlebig, da weiß man teilweise nicht einmal, was nächsten Monat passiert. Ich lasse mich überraschen und bin da ganz entspannt. Was kommt ist richtig.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie jetzt wieder in Füssen spielen?
Auf meine Familie, meine Freunde und dass ich einfach hier in der Heimat spielen kann. Das ist für mich etwas ganz Besonderes.
Interview: Sylke Wohlschiess
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